Die Nummer 68
Der Triumph von Tony Martin beim Einzelzeitfahren der elften Etappe war der 68. Etappensieg eines Deutschen bei der Tour. Für Martin war es nach 2011 in Grenoble der zweite Tageserfolg bei der Frankreich-Rundfahrt.
Deutscher Rekordhalter ist Erik Zabel mit zwölf Tagessiegen. Ihm folgen Rudi Altig (8) und Jan Ullrich (7). Von den aktiven deutschen Rennfahrern ist Andre Greipel mit fünf Etappensiegen am erfolgreichsten.
Vom Geschundenen zum Triumpahtor: Die Foto-Serie zeigt eindrucksvoll, was für ein harter Hund Tony Martin ist.
Vorschau auf die 13. Etappe
Auch am Freitag könnten die Sprinter bei der 100. Tour de France
weiter an der Reihe sein - wenn ihnen kein Ausreißer einen Strich durch die
Rechnung macht. Auf der 13. Etappe über 173 Kilometer von Tours nach
Saint-Amand-Montrond steht nur eine Bergwertung der vierten Kategorie 100
Kilometer vor dem Ziel im Weg. Ein Massensprint mit den bereits erfolgreichen Protagonisten Marcel Kittel, André Greipel und Ex-Weltmeister Mark Cavendish ist wahrscheinlich. Christopher Froome dürfte kaum Probleme haben, sein Gelbes Trikot erfolgreich zu verteidigen.
Cavendish unerwünscht
Der Zusammenstoß von Top-Sprinter Mark Cavendish mit dem Niederländer Tom Veelers im Finale der 10. Etappe der 100. Tour de France sorgt weiter für Kontroversen. Die Veranstalter des bekannten Boxmeer-Kriteriums in den Niederlanden erklärten den Briten zur persona non grata und strichen Cavendish aus der Startliste des am 22. Juli stattfindenen Eintagesrennens. Das berichtet die Nachrichtenagentur ANP.
Cavendish hatte den Argos-Teamkollegen des deutschen Sprinters Marcel Kittel bei höchster Geschwindigkeit vom Rad gestoßen. Veelers fiel spektakulär, blieb aber weitgehend unverletzt.
Cavendish bestritt später, absichtlich gehandelt zu haben. Die Fans hatten ihren Unmut beim Einzel-Zeitfahren auf verwerfliche Weise zum Ausdruck gebracht. Vor seinem Start bei der elften Etappe war der 24-malige Tour-Etappensieger von einem Zuschauer mit Urin bespritzt worden.
Große Worte für Marcel Kittel

Der Shooting-Star im Interview
Ihr Tour-Traum geht immer weiter. Das war nun bereits der dritte Tagessieg. Sind Sie der neue Sprinterkönig?
Marcel Kittel: "Der König ist der Mann in Gelb, für mich ist es bisher ein sehr, sehr schönes Rennen. Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich in der Sprintspitze angekommen bin. Aber den Begriff König würde ich nicht benutzen."
Auch wenn Andre Greipel heute Pech hatte, sie haben diesmal Mark Cavendish im direkten Duell bezwungen. Sie haben sich mit unheimlicher Ruhe an sein Hinterrad geheftet und sind explosiv vorbeigespurtet. Ist das nicht so etwas wie eine Wachablösung?
Kittel: "Man musste heute Cavendish schlagen, darüber bin ich besonders stolz. Die Sprintvorbereitung war riesig von meinem Team. Auf diesen Moment wartest du. Als Sprinter ist es natürlich ein Traum, ihn auf diese Weise zu schlagen. Aber es werden auch wieder Momente kommen, wo es vielleicht andersherum ist."
Können Sie fassen, was hier bei der Tour de France gerade passiert?
Kittel: "Nein, ich kann das nicht fassen, das kommt erst nach der Tour. Es ist immer noch total verrückt. Im Moment glaub' ich, ich werd' noch bekloppt. Es ist echt einfach geil und ich genieße das in vollen Zügen. Ich bin so stolz, auch auf mein Team. Wir haben gezeigt, dass wir zu den Stärksten gehören."
Drei deutsche Tagessiege in Folge hat es bei der Tour noch nie gegeben, insgesamt sind es schon fünf bei dieser Frankreich-Rundfahrt.
Kittel: "Und das kommt nicht von ungefähr, wir haben extrem hart dafür gearbeitet, schon in der Vergangenheit, und hier entfaltet sich jetzt unsere Klasse. Das ist die beste Werbung für den deutschen Radsport, die möglich ist. Dass wir jetzt schon fünf Siege haben, ist eine Riesensache."
Kommt sogar noch mehr?
Kittel: "Am Freitag ist es flach, am Samstag ist es wellig, das ist dann was für John Degenkolb. Wir haben absolut nichts mehr zu verlieren und schauen einfach mal, was noch passiert."
Marcel Sieberg sitzt weiter im Sattel
Gestern war Marcel Sieberg, einer der wichtigsten Helfer im Sprintzug von André Greipel, in den Massensturz im Finale der 12. Etappe verwickelt. Dabei verletzte Sieberg sich am Knie. Heute vermeldet er über "Twitter", dass er dennoch auf der 13. Etappe starten wird. Auch die gestürzten Greipel-Helfer Greg Henderson und Jürgen Roelandts können heute wieder an den Start gehen.
173 Kilometer sind nicht genug. Christoher Froome beim Ausradeln nach der Schlappe auf der 13. Etappe.
Kritik an Greipel vom Teamchef
Die Konkurrenten Cavendish und Sagan waren da, als die Post abging - Andre Greipel dagegen nicht. Dafür handelte sich der deutsche Kapitän aus der Mannschaft Lotto-Belisol Kritik nach der 13. Etappe von einem Teamchef Kritik ein.
"Als sich die neue Spitzengruppe bei Kilometer 30 bildete, hatten wir keinen dabei. Zu diesem Zeitpunkt des Rennens muss Andre ein Auge auf Cavendish und Sagan haben. Sie haben es in die Gruppe geschafft, Andre nicht. Er hätte dort dabei sein müssen", wird Marc Sergeant auf der Internetseite des Teams zitiert.
Vier Regeln von David Millar für die Zuschauer:
Michael Albasini war ganz schön frustriert über den Ausgang der gestrigen Etappe. Der Fahrer vom Team Orica GreenEdge unterlag im Zielsprint nur ganz knapp gegen Matteo Trentin. "Im Moment bin ich ziemlich frustriert", sagte der Schweizer. "Vielleicht kann ich mich später über den zweiten Platz freuen, aber im Moment ist da nur Enttäuschung."
Die Rote Rückennummer geht heute an Chavanel
Regen, Regen, Regen
Noch lacht die Sonne über der Tour de France. Doch laut verschiedenen Wetterdiensten soll es am Mittwoch nass werden in Frankreich - und dies ausgerechnet, wenn das Rennen in die entscheidende Phase geht.
Schon beim zweiten Zeitfahren am Mittwoch soll es im Finale regnen. Und am Donnerstag, auf der Königsetappe mit gefährlicher Abfahrt und Ziel in Alpe d'Huez, könnten sogar heftige Regenfälle mit Sturmböen drohen.
Froome vor Vertragsverlängerung
Tour-de-France-Spitzenreiter Christopher Froome steht beim Rad-Team Sky vor einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2016. Wie Froomes Verlobte und Managerin Michelle Cound dem britischen Sender BBC sagte, seien nur noch Details zu klären. "Es gibt eine Übereinkunft", sagte Cound, "die Verlängerung sollte innerhalb der nächsten oder übernächsten Woche bekanntgegeben werden."
Froomes derzeitiger Kontrakt bei Sky endet 2014. Der 28-Jährige hatte am Mittwoch mit einem Sieg beim zweiten Einzelzeitfahren seine Führung bei der 100. Tour ausgebaut. Im Vorjahr war er Zweiter hinter seinem Landsmann Bradley Wiggins.
Ein kleiner Vorgeschmack, was die Fahrer heute auf der extrem schweren Abfahrt am Col de Sarenne erwartet.
Derzeit regnet es rund um Alpe d'Huez. Das verschärft natürlich nochmal das Risiko auf der Abfahrt.
Der Träger des Weißen Trikots wird von Fans und Fotografen umlagert
Der am Schlüsselbein operierte Marcel Sieberg drückt seinen Kollegen die Daumen

Die Trikotgewinner im Überblick: Nairo Quintana (Weißes Trikot und Bergtrikot)
Nairo Quintana provozierte mit seiner draufgängerischen Fahrweise schnell die Vergleiche mit den großen kolumbianischen Kletterern der Vergangenheit. Es besteht kaum ein Zweifel, dass Lucho Herrera und Fabio Parra, die Legenden der 1980er Jahre, in ihm einen legitimen Nachfolger gefunden haben. Der 23-Jährige feierte ein in vielerlei Hinsicht beeindruckendes Tour-de-France-Debüt, das er mit dem Etappensieg in Annecy-Semnoz, dem Weißen Trikot für den besten Nachwuchsfahrer und dem Gepunkteten Jersey für den besten Kletterer krönte.
So forsch wie Quintana auf dem Rad ist, so zurückhaltend gibt er sich abseits des Rennens. Der Movistar-Profi lächelt zwar immer freundlich, doch spricht er manchmal so leise und schüchtern wie ein Erstklässler. Aber zumindest nach dem Triumph auf der 20. Etappe wich die Zurückhaltung dann einem herzlichen und gelösten Strahlen.
Über die Tour-Entdeckung werden inzwischen so einige Geschichten erzählt. Der Sohn eines Gemüsebauern aus den Anden, der in den Bergen auch den natürlichen Vorteil seiner Herkunft ausspielt, soll als Schüler täglich mit einem 20 Kilogramm schweren Rad zum Unterricht gefahren sein. Zu bewältigen hatte Quintana unterwegs stets einen acht Prozent steilen Anstieg. Auch heißt es, er sei als Kind an einer lebensbedrohlichen Krebsart erkrankt gewesen, die eine Heilerin mit Pflanzenextrakten kuriert habe.
In der Tour-Vorbereitung hatte Quintana wochenlang auf Wettkämpfe verzichtet, sein letztes großes europäisches Rennen bestritt er im April beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, zuvor hatte er die Baskenland-Rundfahrt gewonnen. Wenngleich mit Schlaglichtern des Hochbegabten zu rechnen war, hat die Rasanz seines Aufstiegs doch verblüfft. Quintana könnte in den kommenden Jahren zum festen Tour-Favoritenkreis gehören.
"Märkische Oderzeitung" in Frankfurt/Oder zur Tour de France
Aber vielleicht gibt es sie ja doch, diese neue Generation von Radprofis, die mit der Vergangenheit gebrochen hat, mit den Betrügereien und Machenschaften von einst nichts mehr gemein haben will. Junge Fahrer wie die Deutschen Marcel Kittel, John Degenkolb oder Tony Martin stehen dafür. Sie haben mittlerweile einen ganz anderen Weg gefunden, sich mit dem Thema Doping auseinanderzusetzen. Für sie sind Fragen danach nicht automatisch ein Reizthema. Sie gehen offensiv damit um.